Software aus Balge unterstützt die Forscher des Senckenberg-Instituts
Balge/Wilhelmshaven. Im engen Schulterschluss mit dem weltweit renommierten Senckenberg-Institut entwickelt das Kreis-Nienburger Softwareunternehmen isyde eine Software für das Deutsche Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung in Wilhelmshaven, eine Abteilung von Senckenberg am Meer. Ziel sind Programme, die es den Biologen ermöglichen, die Vielfalt des Lebens in der Nordsee zu erforschen und zu klassifizieren.
Leiter des Deutschen Zentrums für Biodiversitätsforschung ist Professor Dr. Pedro Martinez. Er und sein Team sind derzeit damit befasst, die biologische Vielfalt (Biodiversität) der Nordsee zu erforschen und strukturiert zu erfassen. Dr. Michael Raupach von der Arbeitsgemeinschaft Molekulare Taxonomie mariner Organismen: „Wir machen sozusagen Inventur. Die meisten Arten in der Nordsee sind zwar bekannt, aber bei weitem noch nicht alle!“ Nach rund 250 Jahren einschlägiger Forschungen seien weltweit rund 1,9 Millionen Arten klassifiziert worden. „Es gibt aber sieben bis zehn Millionen Arten –vielleicht sogar noch mehr!“
Und einige davon gibt es auch in der Nordsee, weiß der Forscher. So habe das Team von Senckenberg jüngst eine neue Krebs-Art entdeckt. Die Arbeit des Zentrums für Marine Biodiversitätsforschung dient aber weniger der Entdeckung neuer Arten, stellt Dr. Raupach klar. Ziel sei vielmehr, die genetische Variabilität aller im Meer lebenden Organismen – bekannter wie bislang unbekannter – zu ermitteln. Dabei werden die Arten nicht nach Augenschein und dem Ausschlussprinzip untersucht. Vielmehr geht man wirklich ins Detail: „Wir arbeiten mit genetischen Markern. Das sind eindeutig identifizierbare Abschnitte der Erbsubstanz, mit denen man eine Art identifizieren kann – und zwar auch schon im Frühstadium der Entwicklung.“
Dass das nicht ohne Software-Unterstützung gehen kann, liegt auf der Hand. Doch was es bislang an Programmen gebe, entspreche nicht dem Bedarf der Forscher. Dr. Raupach: „isyde entwickelt für uns quasi den Arbeitstisch, an dem wir forschen können.“ Die Kreis-Nienburger schaffen die optimale Softwareumgebung, die es nach Abschluss der Arbeiten auch ermöglicht, die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Dem Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung geht es nicht um reine Grundlagenforschung, erläutert Dr. Raupach: Denn abgesehen von fundiertem Wissen darüber, welche Arten im fraglichen Bereich leben, lasse sich mit diesem Wissen auch konkret arbeiten. „Ein ganz simples Beispiel: Wir können feststellen, welche Arten Fisch sich in einem Fischstäbchen befinden. Ob also wirklich das drin ist, was drauf steht.“ Die tatsächliche Bedeutung dieser Forschung geht aber noch weit darüber hinaus: Wenn es künftig möglich ist, sicher und gegebenenfalls schon im Eier- oder Larvenstadium eine Art zu erkennen, erlaubt das auch Rückschlüsse auf die Frage, wie sich verschiedene Populationen der gleichen Art zueinander verhalten. Auch kann man früher als bisher erkennen, wenn sich bei einer Art eine bedrohliche Bestandsentwicklung abzeichnet. Beides habe, so Dr. Raupach, ökologische wie ökonomische Bedeutung.